Und täglich grüßt…

Das Schneesturmwochenende steht vor der Türe. Ich freue mich so sehr, wie ein Hund aufs Leckerli, dass die DHL den Nintendo DS bringen wird, den ich Tina zum Geburtstag schenken möchte. Seitdem ihre Nichten auch einen geschenkt bekommen hatten und es ja so wunderbare Module wie das M3 Real gibt, mit dem man gut Geld sparen kann, wollte sie auch einen haben.

Ich sitze also, während ich auf das Paket warte gespannt, wie die Saiten einer Gitarre, auf meinem zur Couch umfunktionierten Gästebett und drehe Däumchen. Bei einem Blick aus meinem Zimmerfenster in Richtung Wohnheimsparkplatz bemerke ich, dass die alte Schranke, die die Einfahrt in unseren Hof blockiert, geöffnet ist. DAS muss es sein denke ich und haste in die Küche auf die andere Seite unserer WG. Der Blick aus dem Küchenfenster enttäuscht mich aber ein wenig. Es war nur der obligatorische Montags-Reinigungsdienst, der unseren Treppenaufgang im Auftrag des Studentenwerkes reinigt. Schade. Frustriert schmeiß ich mich wieder auf die Couch und trinke an meinem Dajeerlingtee. Nur der kann mich noch bremsen im Enthusiasmus. Die Ruhe des Schneefalls, der wieder einmal begonnen hat, umgibt unser Wohnheim und lässt das Licht nur schemenhaft in mein Zimmer. Da klopft es an meiner Türe. Daniel, mein Mitbewohner, reißt mich aus meinen Träumen und fragt mich, ob denn die DHL schon geklingelt habe. Argh. Daran wollte ich doch die nächsten 5 Minuten nicht denken. „Nein, hat er nicht.“ antworte ich, nicht ohne zu Fragen ob er denn auch ein oder mehrere Pakete erwarten würde. „Nur das übliche.“ Bekomme ich zur Antwort. Ach ja, ein neuer Fernseher, von dem er schon eine Weile geredet hat oder ein Paket Sammelkarten werden es wohl sein. Pokemoncards oder so etwas. Damit lässt sich doch tatsächlich noch Geld verdienen. Nunja, der DHL Mann war jedenfalls noch nicht da. Wir tratschen ein wenig über die Zeit, die doch jedesmal verfliegt, wenn man auf ein wichtiges Paket wartet. Der Schnee mag vielleicht für ein Paar Tage als Ausrede zur Verspätung herhalten dürfen, aber nicht wenn es sich über Lieferprobleme von Wochen handelt. Und dafür zahlen wir teuer Porto – vielen Dank.

Die Stunden vergehen, mittlerweile ist es schon 12 Uhr mittags. Eigentlich wollte ich schon längst zur Arbeit ins Institut gefahren sein, kann aber nicht dem Druck nachgeben, den die Post auf meine Nerven ausübt. Nach einiger Zeit bemerke ich, dass ein Transporter in die Einfahrt gefahren ist. Ich schaue wieder in der Küche aus dem Fenster und YES, es ist der DHL Mann. Ich gebe Daniel schonmal bescheid, und setz mich in die Küche und warte… mmh… vergebens, der Mann steigt wieder in seinen Wagen und düst davon. Seltsam. Ich will dem Stress erstmal entfliehen und möchte mich jetzt auf zur Arbeit machen. Etwas entnervt ziehe ich meine Handschuhe über den Kopf und die Mütze über die Hände. Es kann doch nicht sein, dass mein Paket noch nicht da ist.

Auf der Arbeit beginne ich zu grübeln. Wann hat der Versand mein Paket verschickt? Es sind nichtmal mehr 5 Tage zu Tinas Geburtstag und ich bekomme langsam Zweifel, dass das Paket noch rechtzeitig bei mir landet. Habe ich die Bestellung wirklich an die richtige Adresse verschickt? Ich kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren. Statt Excelberechnungen für Stahlträger zu machen, tippe ich das Datum der Bestellung und des Versands ein. Ich schaue besser nochmal in meine Emails. Tatsächlich wurde dem Paket letzten Freitag der Status „Verschickt“ zugeteilt. Also müsste es doch eigentlich heute, bei mir angekommen sein. Besser ich schreibe dem Händler eine Email um nochmal auf Nummer sicher zu gehen. Keine 10 Minuten später kommt auch schon eine Antwort. DAS nenn ich mal eine Serviceleistung! Das Paket wurde am Freitag zwar in den Versand gegeben, aber erst am Samstagmorgen verschickt. Es sollte also morgen ankommen. Da bin ich ja beruhigt.

Am nächsten Morgen stehe ich noch früher auf. Ich will es nicht verpassen, wenn es an der Türe klingelt. Daniel scheint noch zu schlafen. Die standardmäßigen Schnarchgeräusche klingen bis in die Küche. Um 8.45 fährt ein gelber Lieferwagen mit der Aufschrift DHL in den Hof. Yeah, das muss es doch sein. Ein sehr klein geratener Mann trägt ein Paket aus dem Kofferraum zu unserer Haustüre. Doch es klingelt nicht. Er geht rein und kommt ohne Paket wieder heraus. Er steigt ein und fährt davon. Hä!? Das kann doch nicht sein, denke ich und haste nach unten um nachzusehen ob er was in den Briefkasten geworfen hat. Mitnichten. Ausser Pizzahutwerbung liegt nichts drin. Ich kann es nicht fassen. Ich rase über das Treppenhaus, wir haben keinen Aufzug, in den 6. Stock und schmeiß mich ans Telefon. Beim Händler sagen sie mir, dass das Paket ausgeliefert sei. Sie geben mir auch einen Link zur Paketverfolgung. Tatsache, dort steht: Paket ausgeliefert. Aber an WEN? Ich renne runter und klopfe die Mitmenschen aus den unteren Stockwerken wach. Nur einer hat ein Paket mit einem Motorradhelm erhalten. Na toll und was jetzt. Bis Mittag geben wir dem Paketdienst noch eine Chance. Doch etwas unfassbares passiert. Der Status der Paketverfolgung wurde bei mir und auch bei Daniel geändert in „Empfänger nicht angetroffen“… ich bin entsetzt und sinksauer. Es kann doch nicht wahr sein. Jetzt haben die unsere Pakete woandershin gebracht und haben keine Ahnung warum das passiert ist. Erstens hat niemand geklingelt, zweitens wissen wir nicht wo die Pakete stecken. Nach einem ersten wütenden Gespräch mit der Dame aus einem DHL Callcenter habe ich zumindest die Information erhalten, dass unsere Pakete in einer Packstation in Aachen liegen. Ich erhalte auch noch einen pampigen Kommentar, dass es ja im Ermessen des Lieferanten liegen würde, ob er die letzten Pakete ausliefert oder in eine Packstation steckt. Ja hallo gehts noch? Es war ACHT UHR UND FÜNFUNDVIERZIG MINUTEN! Der hat vielleicht grade erst gefrühstückt – oder auch nicht, so klein wie er war. Daniel kann es auch nicht fassen. Unser nächster Anruf bei dei der DHL, dass wir immer noch keine Information erhalten haben, in welcher Packstation unsere Pakete liegen und wie wir dann an diese herankommen, verläuft ins Leere. Die Dame verweist uns zum Lieferanten, der die Pakete austeilt. Happy Birthday! 4,90 € Versandkosten und ich bekomm mein Paket werweißwohin. Ich rufe promt nochmal bei meinem Händler an. Der kann es auch nicht glauben und möchte sich darum kümmern. Daniel verfährt genauso und erhält auch in etwa so eine Antwort.     

Am nächsten Morgen muss ich früh los. Zufällig sehe ich dass wir Post bekommen haben. In zwei kleinen Umschlägen sind doch tatsächlich die DHL-Packstations-Informationen vorhanden. Na wunderbar. Warum nicht gleich so? Aber fraglich ist, wer die um diese Uhrzeit (7:21 Uhr Tatzeit)  schon eingeworfen hat. Haben unsere Händler der DHL tatsächlich so einen Druck auf die DHL ausgeübt, dass die ihren Lieferanten nochmal bei Nacht und Nebel losgeschickt haben? Die Antwort werde ich wohl nie erfahren. Wir haben mittlerweile einen anderen Lieferanten. Bei netten alten Damen, die eine Frikadelle auf der Arbeit essen und gefeuert werden schüttel ich den Kopf, hier kann ich es verstehen. Wenn man seine Arbeit nicht ausübt, so wie sie gemacht werden sollte, dann gibt es halt Konsequenzen – oder auch nicht, wenn der Lieferant jetzt woanders ausliefert. Daniel erwartet wieder ein Paket. Heute morgen, nachdem der Lieferant weggefahren ist, wurde der Status in der Versandinformation geändert. Ihr könnt es euch denken – Und täglich grüßt das Murmeltier!