Bericht von der aBMV der Jungen Piraten

aBMV in Hannover erfolgreich beendet

Hannover, 20.02.2010 – die außerordentliche Bundesmitgliederversammlung der Jungen Piraten ist beendet. Mit überwältigender Mehrheit wurde das Interimslogo als endgültiges Logo beschlossen. Das Vorstellen der bundesweit tätigen Arbeitsgemeinschaften und Projektgruppen hat die Mitglieder der Jungen Piraten weiterhin darin bestärkt, sich weiter aktiv einzubringen und den Verein inhaltlich und organisatorisch mit zu gestalten.

Doch nicht nur die Jungen Piraten waren von der Veranstaltung angetan – der extra aus Berlin angereiste Hartmut “hase” Semken hat es sich nicht nehmen lassen, die Jungen Piraten zu besuchen und im Nachgang einen kleinen Text über seine Eindrücke der Veranstaltung zu schreiben, den wir hier gerne veröffentlichen.

hases kleiner Reisebereicht

Grummelbrummel. Die JuPis haben mich zu ihrer außerordentlichen Bundes-Mitgliederversammlung eingeladen. Soll ich da wirklich hinfahren? Nach Hannover von Berlin. Zu den JuPis? Und das alles eine Woche vor dem Parteitag in Berlin – da wre doch genug Arbeit zuhause. Also nichts wie hin.

Eingeladen hatte mich das Jungvolk wohl, weil ich bei der Aktion “JuPis auf der Northcon” ein wenig geholfen hatte. Wenigstens bin ich nur der Alibi-Alte-Sack und nicht in in offizieller Funktion. Und so kann man sich ja mal ansehen, wie die Jungend von heute so eine Versammlung organisiert und durchführt.

Um 10:00h soll es losgehen, da kann man also um 6:30 losfahren, dann geht das klar. Wecker stellen, aufstehen, nochmal die Webseite checken wegen der genauen Adresse. Da steht sie, gleich neben der Tagesordnung: Beginn um 9:00. Das fängt ja super an. Also hin nach Hannover, was die Strasse hergibt. Spritverbrauch? Benzin ist ja nicht kanpp – nur teuer. Gegen 9:30 komme ich an, die Akkreditierung läuft noch, ist aber fast durch, damit es pünktlich um 10:00h losgehen kann.

So gesehen ist der erste Eindruck von der Orga dann auch typisch piratig. Kleine Probleme in der Kommunikation und Abstimmung; das Übliche halt, wenn man über 2n+3 Kanäle (Mailinglisten, news-server, Foren, Wiki, Twitter, SMS und antikes Zeuch wie “Telefon”) kommuniziert, alles ganz normal.

Anlass der aBMV ist die Diskussion über das Logo der Jungen Piraten. Das muss ja ganz offiziell beschlossen werden. Daneben stehen noch Satzungsänderungen an. Das könnte spannend werden, wer weiß, wie bei den Jungschen die Diskussionen um solche Themen ablaufen.

Mit einem Wort: ruhig. Erstaunlich ruhig. So ruhig, dass man als alter Mann schon Worte wie “Drogenpolitik” durch den Hinterkopf schwimmen hörte.
Aber nein, die waren nicht sediert oder so. Die waren einfach nur vernünftig und konzentriert bei der Sache. Argumente wurden dargestellt, Entscheidungen getroffen.
Die JuPis haben sogar die Diskussion *vor* dem Zeitplan beendet. Ist das nun sehr beeindruckend oder sehr beängstigend?

Nun gut, in der zweiten Hälfte der Veranstaltung wurde es dann endlich so, wie ich mir das bei echten Piraten vorstelle. Bei der Diskussion um Landesverbände wurde gezankt, gestritten und nur die Anordnung einer Pause mitten in einer offenen Rednerliste konnte den Ton abkühlen. Wieder runter auf das Niveau vom Vormittag. Mir wurde bei dieser Diskussion wieder klar, dass Meinungen vor allem dann aufeinanderprallen, wenn die einen und die anderen mit demselben Wort (hier “Landesverband”) jeweils eine unterschiedliche Vorstellung verbinden. Ausserdem scheinen auch hier einige der Mitspieler den Level an Idealismus und an Engagement, den jeder an sich und in seiner näheren Umgebung sieht, als gegeben und unveränderlich anzunehmen. Vor allem setzen wir Piraten gerne mal voraus, dass unser eigenes Engagement und unser eigenes Verständnis von der Sachlage und der Sache das einzig wahre ist – und daher auch vim Gegenüber unmittelbar geteilt wird.

Eine nicht immer zutreffende Annahme.

Es gibt auch hier bei den JuPis die Leute, die irgendwie etwas zu viel vorne stehen oder auch die, die etwas zu viel reden oder rumreden (Kusch! Wer murmelt da, der Semken redet zu viel? Schusch!). Aber die lernen auch noch, wann sie reden /müssen/ und wann Reden nur Silber und Schweigen Gold ist. Betrachtet man die Diskussion um die Landesverbände, dann lernen die das vermutlich ziemlich fix. Mich hat vor allem beeindruckt, dass im Vergleich um LV Berlin, dieses
versammelte Jungvolk weniger von uns als wir von ihnen lernen können. Ich habe (gelegentlich leicht frustriertes) Engagement gespürt, Ideen, Potential.
Und ich habe gesehen, dass da nicht nur Potential ist, da ist auch Plan und Drive vorhanden, die dieses Potential ausschöpfen und aus Ideen Projekte und aus Projekten Ergebnisse machen.

So richtig spannend war daher zu sehen, um wie viel pragmatischer die Jungs und Mädels an Projekte herangehen als weit erfahrenere Leute. Das Reichsbedenkenträgertum war hier auch zu merken, irgendwie sehr deutsch. Aber eben noch lange nicht so versteinert und festgefahren wie bei Leuten, die von Jahrzehnten Leben in Deutschland für jedes Engagement verdorben sind. Ich kann den JuPis nur wünschen, dass sie sich dieses Engagement und diesen Drive erhalten – und auch die gesunde Streitkultur.

Also, mir hat das heute gefallen und einiges gegeben – auch wenn ich nicht recht zu dem Arbeiten gekommen bin, die für heute auf dem Plan standen.

Weiteres Bildmaterial findet sich im Junge Piraten Flickr-Stream.

 

Kalzifers Kommentar:

Erstmal danke ich den Jungen Piraten vielmals, dass wir ihre News so featuren dürfen und ich freue mich darüber, ein richtig tolles Wochenende dort Verbracht zu haben. Wir haben viele Projekte angesprochen. Unter Anderem eine Lan in Bayern, Details zur Pirate Lan, Killermärchen und noch vieles mehr. Zusätzlich haben wir die Chance genutzt um für Pirate Gaming die Werbetrommel zu rühren. Es war toll, dort so viele positive Resonanzen für das Projekt Pirate Gaming zu bekommen und auch einige neue Mitstreiter zu finden.