Vertrauen gut, Kontrolle besser?

Viele Eltern können nicht mit Computern umgehen. Das ist für die meisten auch Grund genug, sich nicht dafür zu interessieren, was ihre Kinder am PC treiben. Seien es Spiele, Software oder Filme. Bequemlichkeiten gehen hier vor.

Interessant wird die ganze Sache aber erst, wenn es darum geht, genügenden Schutz für die eigenen Kinder aufzuwenden. Nichts ist heilig genug, um den Nachwuchs vor Einflüssen aus der Umwelt zu schützen. Seien es Sexualität oder Gewalt. Bei beiden Einflüssen wissen heutige Kinder um 10 bis 12 Jahren schon wesentlich mehr,  als manch Erwachsener vor knapp 20 Jahren. Gewalt ist dabei die größte Gefahr die den Kindern gegenübersteht. Seien es Filme oder Spiele. Letztere sind für viele Eltern der Grund, warum es jugendliche Amokläufer gibt. Suggeriert wurde das ja auch lang genug von Politikern, die laut Umfragen ja alle Lügen, aber in diesem Fall natürlich die Wahrheit sagen, auch wenn sie sich mit der Materie niemals auseinandergesetzt haben.

Eltern reagieren da nicht anders. Haben sie keine anderen Möglichkeiten, suchen sie verzweifelt nach Ideen etwas gegen die Problematiken zu unternehmen. Die Suche nach Ursachen steht außen vor. Es gibt ja auch viel zu viele andere wichtigere Sachen im Leben. Beruf, Haushalt, Gartenarbeit, einen Film im Fernsehen sehn oder das kommende Fußballspiel. Die Kinder stehen außen vor. Vertrauen kann so nicht aufgebaut werden und über Computerspiele diskutiert man nicht. Wozu auch? Müsste man sich ja mit diesen Spielen auseinandersetzen, damit man versteht worum es in eben diesen Spielen geht.

Einfacher soll es sein. Möglichst ohne selbst einen Finger rühren zu müssen. Und da kam eine Software gerade recht. In der Stern-TV-Sendung vom 09.06.2010 wurde sie vorgestellt. Dazu gedacht, anhand von vorgegebenen USK Alterseinstufungen Software und Spiele auf dem PC ausfindig zu machen und diese zu entfernen. Doch vergessen die meisten Menschen, dass es keine festgelegte geistige Reife gibt, die z.B. alle zwölfjährigen Jugendlichen verinnerlicht haben. Auf die meisten Sachen reagiert man völlig differenziert. Ist ein Spiel für den einen schon viel zu viel, reagiert der andere ganz gelassen auf eine Darstellung in Spielen. Grundsätzlich darf man also nicht pauschalisieren was für wen geeignet ist. Diese Software tut es dennoch. Sie soll das übernehmen was Eltern ihren Kindern eigentlich beibringen sollten.

Erschreckend, zu sehen, dass die Erziehung von einer Software übernommen werden soll. Dies scheint der aktuelle deutsche Zeitgeist zu sein. Sperr- und Kontrollwahn. Von der daraus resultierenden Verbotswelle ganz zu schweigen und dabei bloß nicht selbst um die eigenen Kinder kümmern. Vor allem ist es schlimm zu sehen, dass Medien und TV-Sendungen das auch noch verstärken wollen. Was im TV gesagt wird, soll geschehen. Ich hoffe doch sehr, dass die Menschen irgendwann mal begreifen, dass sie nur manipuliert werden. Zusätzlich wird hier mit der Hetze gegen „Killerspiele“ versucht, Eltern das Geld aus ihren Taschen zu ziehen. Zugegeben für eine Software, die nicht einmal funktionierte, nachdem wir von Pirate-Gaming einige Feldversuche zu Demonstrationszwecken mit ihr starten wollten. Wenn man alleine daran denkt, dass die meisten Kinder besser mit dem PC umgehen können als ihre Eltern, wird auch der Gedanke an Hacks und Cracks nicht fern bleiben, die dafür sorgen würden, dass man den Softwareschutz umgeht.

Wir von Pirate-Gaming empfehlen Eltern strikt, diese Software nicht zu benutzen, sondern sich mit ihren Kindern hinzusetzen und auszudiskutieren, was für Spiele gespielt werden und welche nicht. Dazu gehört Mut, aber vor allem Vertrauen gegenüber den Kindern. Wir wollen ja auch, dass sie uns später IHR Vertrauen auch einmal zurückgeben werden.