Interview mit Georg “Lucas” Jakob Nisbach

Nichts verändert sich so schnell wie die Gaming-Szene. Deswegen ist es unheimlich schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Aus diesem Anlass haben wir uns heute einmal den Wolfsterror gegriffen. Er leitet das Projekt „Die Welt Zockt” und das seit nun fast drei Jahren. Er ist inzwischen der Kopf eines kleinen Teams von drei Leuten, welche zusammen mit ihm die Redaktion von „Die Welt Zockt“ bilden. Sie versorgen euch und uns täglich mit dem Neusten aus der Gaming-Szene.

Pirate Gaming:

Hallo Lukas. Seit wann bist du im Internet unterwegs?

Lucas

Hallo Sven. Eigentlich seit ich denken kann und wenn ich mich recht entsinne, sind das nun gut zwölf Jahre. Damals noch mit einem schicken 56k-Modem.

Pirate Gaming:

Welches war dein erstes Computerspiel? Was spielst du aktuell?

Lucas

Mein erstes Computerspiel war *kurz überleg* Donald Duck. Dahingehend haben sich meine Vorlieben stark verändert. Vom stumpfen Jump and Run bin ich dann zu Ego-Shootern und Rollenspielen gelangt. Zurzeit spiele ich Dragon Age: Origins und Kane & Lynch 2: Dog Days.

Pirate Gaming:

Wie kamst du zum Bloggen?

Lucas

Gute Frage, nächste Frage. Nein, so genau weiß ich es leider nicht mehr, ich schätze aber mal es war vor ca. sechs Jahren.

Pirate Gaming:

Was brachte dich auf die Idee für dein Projekt?

Lucas

Ich wollte ursprünglich meine Spieleerfahrungen mit der Welt des Internets teilen. Die ersten Gedanken entsprangen mir vor vier Jahren und entwickelten sich fortan weiter. Mehr oder weniger erfolgreich. Das Projekt ist jetzt in der dritten Version online und wird wohl in der Grundstruktur nicht mehr verändert.

Pirate Gaming:

Wo siehst du dein Projekt in fünf Jahren?

Lucas

Fünf Jahre ist eine lange Zeit, gerade im Internet. Genau kann ich es nicht sagen, doch ich habe bereits jetzt Pläne für die Seite. Ich erhoffe mir, in fünf Jahren voll im Internet integriert zu sein. Damit meine ich, dass wir auch als Quelle genutzt werden. Zudem soll das Team in fünf Jahren durchaus größer sein. Ich hoffe, dass wir in fünf Jahren alle Plattformen abdecken, täglich News liefern und unsere Review-Datenbank gigantisch ist. Vielleicht ist das Wunschdenken, aber träumen darf man ja immer mal.

Pirate Gaming:

Wann hörtest du das erste Mal von Pirate Gaming? Was hältst du vom Projekt?

Lucas

Ich bin mal ehrlich: Das erste Mal von euch habe ich 2010 gehört, auf der gamescom in Köln. Ich hatte euch an eurem Stand totgequatscht und so entstand der erste Kontakt. Schon damals fand ich euer Auftreten klasse und so entstand auch die erste gemeinsame Arbeit: eine Podcast-Folge mit euch. Hier will ich kurz anmerken, sie kommt auch bald wieder online.

Der Eindruck von euch hat sich nicht verändert. Ich finde die Idee, die dahinter steckt, noch immer gut und bin gespannt auf eure weitere Entwicklung.

Pirate Gaming:

Was hat dich dazu gebracht, eure News auch bei uns zu veröffentlichen?

Lucas

Das wart im Grunde ihr. Du kamst auf mich zu und hast mich ganz offen und direkt gefragt. Ich habe zugestimmt und so landen unsere News auch bei euch.

Pirate Gaming:

Was hältst du von Spielemessen wie gamescom und Co.?

Lucas

Wie gerade erwähnt: Wenn es die gamescom nicht gäbe, würde ich jetzt nicht hier sein. Des Weiteren finde ich die Idee hinter solchen Messen klasse. Man kann Games anspielen und testen, seine Erfahrungen machen und in Erfahrung bringen, ob sich ein Spiel lohnt. Meiner Meinung nach ist die gamescom in Köln aber noch zu klein. Zu wenig Entwickler und zu viele Menschen. Der Platz reicht oftmals einfach nicht.

Pirate Gaming:

Was hältst du von der aktuellen Einstufungs- und Indizierungpraxis in Deutschland?

Lucas

Zu streng, zu beeinflussbar. Allein die Debatte um Dead Space 2 hat mich irgendwie schockiert. Ich hätte nicht gedacht, dass einzelne Menschen so viel Einfluss auf die USK haben können. Aber die Idee hinter der USK finde ich nicht so schlecht. Ich bin durchaus der Meinung, dass man Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren schützen muss. Vielleicht sogar noch stärker. Was ich schlimm finde, ist, dass man die Erwachsenen bevormundet. Ich finde erwachsene Menschen sollten selbst entscheiden, was sie kaufen und was nicht. Es werden nur für Deutschland Spiele geschnitten, denn in keinem anderen mir bekannten Land ist der Schutz von Jugendlichen so streng. Aber ich würde mich freuen, wenn man sich endlich auf eine einheitliche Praxis einigen würde. PEGI ist da ein gutes Vorbild, wie ich finde.

Pirate Gaming:

Was denkst du über die aktuelle Situation zu Kopierschutz und DRM in Spielen? Etwa Steam als DRM oder andere Systeme wie Ubisofts Immer-online-System. Wo siehst du Probleme und Nachteile für den Spieler? Wo Vorteile?

Lucas

Das ist schwierig, gerade der UbiSoft-DRM ist mir da ein Dorn im Auge. Die Idee des „Immer-online-Systems“ ist ja nun nicht neu. Ihr sprecht da gerade die Plattform Steam an. Diese beinhaltet ja das gleiche Prinzip und ich habe das Gefühl, dass UbiSoft das nachmachen will. Unglücklich, wie ich finde. Ich gebe ganz ehrlich zu, ich liebe Steam. Denn Steam ist weit mehr als nur ein Zwangs-DRM, das den Spieler dazu zwingt, online zu sein. Steam bietet da durchaus mehr. Der integrierte Shop, die Bibliothek, die Community-Funktion, Gruppen und vieles mehr. Leider wird Steam noch immer boykottiert und schlechtgeredet, wobei die Vorteile, gerade für Entwickler, nicht zu kurz kommen. Das was andere Entwickler da versuchen finde ich traurig. Auch hier würde ich mich, wie bei der USK, über eine Einheit freuen. Jeder, der Steam nutzen will, sollte dies auch nutzen können, ohne Angst davor zu haben, dass andere Online-Distributionskanäle die Spiele dann nicht veröffentlichen. Nachteil des ganzen ist ganz klar die Verpflichtung, die Spiele auf Steam zu registrieren. Somit bindet man sich an die Plattform und laut AGB darf man die Spiele dann nicht mehr verkaufen.
Ich finde aber auch den Kopierschutz schlimm, der nur eine begrenzte Zahl an Registrierungen zulässt. Ich installiere oftmals mein System neu, probiere neue Sachen aus und teste rum. Ich würde da sehr schnell an das Limit kommen und müsste beim Support anrufen und das ganze erklären. Wer glaubt mir denn schon so eine Geschichte? Das, was man versucht, ist, die Spiele vor Raubkopien zu sichern. Dafür verpulvert man Unmengen an Geld, welches man lieber in das Spiel investieren sollte. Ich pflege die Ansicht, dass man erstmal ein Game entwickeln sollte, welches sich lohnt, zu knacken und als Raubkopie ins Netz zu stellen. Damit will ich keineswegs sagen, dass Raubkopien toll sind. Sie sind geschäftsschädigend, aber die Idee, ein Spiel zu entwickeln, welches sich zu knacken lohnt, sollte ein Ziel der Entwickler sein. Erst dann sollte man sich Sorgen über den Schutz machen. Bisher gab es, sofern ich informiert bin, kein Spiel, welches nicht gecrackt wurde.

Die Vorteile von Kopierschutz sehe ich nicht, bis auf die Plattform Steam, die meiner Meinung nach eine harmonische Symbiose zwischen Kopierschutz und Nutzerfreundlichkeit bietet.

Pirate Gaming:

Was denkst du über die Indie-Szene? Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Lucas

Indie-Szene? Oh man, ich liebe Indiegames. Ich finde, da steckt noch richtiges Herzblut drin und keine Massenabfertigung. Nehmen wir Magicka. Eines der vermutlich verbuggtesten Games bei Start. Aber die Entwickler haben sich sofort an das Problem gesetzt und dabei auch noch die Aufrufe der Community beachtet. Die meisten großen Entwickler sind nicht so schnell. Aber auch Spiele wie „Burn Zombie Burn“ haben ihren Reiz. Oftmals ziehe ich Indiegames den großen vor. Sie machen Spaß und sind dazu noch lustig.

Pirate Gaming:

Hast du dich schonmal mit dem Thema Game Accessibility beschäftigt? Was hältst du davon?

Lucas

Wenn ich ehrlich bin, nur durch euch. Finde die Idee dahinter sehr gut. Spiele benutzerfreundlicher machen klingt zwar nach sehr viel Arbeit, aber jeder sollte das Recht haben und auch die Chance, spielen zu können. Ich erinnere mich da an ein Schreiben von einem verzweifelten Spieler, der Dead Space 2 spielen wollte. Er ist schwer behindert und musste wichtige Funktionen des Spiels auf die Maus setzen. Doch Dead Space 2 ließ dies nicht zu, da die Maussteuerung fixiert wurde. Nach einem Schreiben an den Entwickler hat dieser sofort an einem Update gearbeitet, sodass man nun auch die Maustasten individuell belegen kann. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung, auch wenn es für diese Änderung einen Brief benötigte. Und wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, behandelt Game Accessibility genau solche Fälle. Meiner Meinung nach eine gute Idee.

Pirate Gaming:

Wie siehst du das Gaming allgemein in fünf Jahren? Wo in zehn?

Lucas

Das ist eine sehr schöne Frage. Ich werfe einfach mal den Film „Minority Report“ in den Raum und ergötze mich an der Vorstellung, Spiele so steuern zu können wie in diesem Film. Was würde ich darum geben einfach nur Handschuhe anziehen zu müssen und ein Spiel mit Handbewegungen spielen zu können. Nein, ich meine jetzt nicht die Art und Weise wie Kinect. Eher ein Multitouch-System der Superlative. Die Hand ist zugleich Werkzeug für Rätsel, Waffen, Bewegungen. Das ganze so präzise wie im realen Leben. Kinect geht da schon die richtige Richtung, ist mir aber zu unpräzise. Auch sehe ich diese Handschuhe in Verbindung mit Empfindungssteuerung. Also das Spiel soll sich den Gefühlen des Spielers anpassen. Ist er aufgeregt, agieren die Gegner/Monster geheminsvoller. Verstecken sich öfter und rennen nicht stumpf auf den Spieler zu. Ist der Spieler aggressiv und prescht vor, reagiert die KI intelligent und sucht Deckung und deckt ihn mit Sperrfeuer ein. Vielleicht wären wir aber auch so weit wie im Film „Gamer“, wer weiß. Auf Liebesspiele will ich hier jetzt mal nicht eingehen, könnte aber lustig werden *lach*
Sich das ganze in zehn Jahren vorzustellen wird schwer. Ich glaube, wir würden dann in eine Welt einsteigen wie sie uns die Filme „Tron“ und „Tron: Legacy“ vorleben. Eintauchen in eine virtuelle Welt, ein Traum jedes Spielers, oder?

 

Pirate Gaming:

Vielen Dank für dieses sehr aufschlussreiche Interview!