Und wer ist Schuld ?

Warum werden Gamer kritisiert, nur weil sie gerne Spaß in ihrer Freizeit haben? Menschen sind bekanntlich „Jäger und Sammler“, warum sollte man ihnen also verbieten, ihren inneren Wurzeln beim Spielen aus dem Weg zu gehen? Es tritt das Gefühl, dass man jemandem Überlegen ist auf die Bildfläche und nicht der Drang, die Szenarien die sich auf dem Bildschirm abspielen in die Wirklichkeit zu übertragen. Die Probleme für den Weg des Amoklaufs als letzer Ausweg für einen verzweifelten Menschen sind an einer anderen Stelle zu suchen…

Wer von uns kennt das nicht? Man liest auf irgendeiner Seite im Internet mal wieder, dass laut einem X-beliebigem Politiker Amokläufer vor dem Bildschirm gezüchtet werden. Counter-Strike bringt uns angeblich dazu, dass wir irgendwann mit einer Waffe in die Öffentlichkeit treten, weil wir unserem Idol auf dem Bildschirm nacheifern wollen. Doom 3 bringt uns dazu die nächste Kettensäge zu nehmen und auszuprobieren, was man damit wohl auch alles in Wirklichkeit zertrennen kann. Wer sich selbst als Gamer bezeichnet, dem ist oft schleierhaft, wie man auf diese Thesen kommt.

Blutverschmierter XBox 360 Controller

Wo ist der Unterschied zwischen dem esport und Fußball? Es gibt bei beidem 2 Parteien, die Spaß daran haben ihre Kräfte zu messen. Eigentlich erschließt sich daraus nichts brutales. Man fragt sich, ob es der Aktionismus der Politiker ist, um vor der Wahl noch einmal auf Stimmenfang zu gehen oder ob sie das wirklich ernst meinen. Hört man sich auf esport Veranstaltungen um, wird es als normale Wettkampfsportart beschrieben. Komischerweise wird das Thema immer erst vor der Wahl wieder interessant oder kurze Zeit, nachdem es zu einem negativen Ereignis im Zusammenhang mit Videospielen kam. Anfangs ist man der Meinung, dass Ersteres der Fall ist. Mit der Zeit kann oder will man das aber nicht mehr glauben.

Stand der Horstschlaemmerpartei auf der Gamescom

Glaubhafter als echte Parteien?

Egal welchen Gamer man fragt, man kriegt immer die Antwort, dass Amokläufer durch andere Faktoren der Gesellschaft langsam aber sicher gezüchtet werden. Wissen wir Gamer etwa selbst besser, wo das wirkliche Problem liegt? Man hört in diesem Zusammenhang immer von ernannten Experten, die ihr Wissen beisteuern. Ich will nicht behaupten, dass diese Experten keine Ahnung haben. Ich verlange nur, dass diese Expertenmeinungen alle veröffentlicht werden. Ich habe das Gefühl, dass nur die Meinungen ernst genommen werden, welche die Politiker hören wollen.

Ich hätte mich gefreut, wenn ich auf der GamesCom in Köln, ein paar Spiele kritisierende Politiker gesehen hätte, die sich die Leute hinter dem Rechner einmal in der Realität ansehen und vielleicht auch selbst eine Runde spielen. Vor diesen Politikern hätte ich meinen Hut gezogen und gewusst, dass sie sich ernst mit der Thematik befassen wollen. Es hätten vielleicht auch ein paar aufklärende Konversationen stattgefunden, die ein paar Klischees aus der Denkmaschine des jeweiligen Politikers entfernt hätten.

Rockband auf der Gamescom

Gamer sind nicht immer dick, ungeduscht und sitzen den ganzen Tag nur in ihrem Kellerloch, wie es im TV oft dargestellt wird. Sie treffen sich auch mit Freunden, gehen auf Parties, haben eine Freundin und sind rundum glücklich mit ihrem Leben. Die meisten Zeitungen und Fernsehsender sehen es schon als Wettkampf an, wer Videospiele in das schlechteste Licht stellen kann. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.

Jede Medaille hat gewöhnlich aber zwei Seiten. Hier fangen die Probleme an, die sich Politiker nicht trauen anzuspechen. Der Hintergrund, dass ein Mensch so unzufrieden mit seinem Leben wird, dass er bereit ist den Freitod zu wählen und seine Mitmenschen mitzunehmen liegt oftmals im sozialen Umfeld. Man wird in der Schule gehänselt, man empfängt keine Zuneigung aus seinem Umfeld und einen Menschen, der einem jeden Tag sagt, dass man eine wichtige Rolle in seinem Leben einnimmt gibt es auch nicht. Man fühlt sich verachtet von der Gesellschaft und als Abfallprodukt der Existenz beliebter Menschen. In der Schule sieht man seine Mitschüler lachend zusammen stehen, will man aber mit ihnen ins Gespräch kommen, wird man schon beleidigt und wieder vertrieben. Aus dieser Rolle wird man, wenn man einmal drin ist, nicht mehr so schnell rauskommen. Es spinnt sich ein Netzwerk von Peinigern um einen herum, dem man nicht mehr entwischen kann. Oftmals kann man nicht einmal etwas dafür, dass man in diese Rolle hineinrutscht. Es ergibt sich aus einer ungewollten Situation, von der man seine ganze Schulzeit verfolgt wird. Eine Chance auf einen Neuanfang kriegt man nur mit einem Schulwechsel oder nach der Schulzeit. Dann ist es aber oft schon viel zu spät.

Ich höre in den Nachrichten, dass Kindertagesstätten und Ganztagsschulen gefördert werden sollen, aber sollte nicht das Gegenteil gefördert werden? Mütter sollten mehr Zeit haben, um sich mit den Problemen der eigenen Kinder zu beschäftigen und nicht den ganzen Tag bei der Arbeit sein. Kindererziehung ist eine ernstzunehmende Arbeit, die heutzutage leider viel zu oft unterschätzt wird. Wenn man ein Kind auf die Welt bringt, dann ist man auch dazu verpflichtet ihm bei all seinen Problem zur Seite zu stehen und ihm Zuneigung zu schenken. Das Alles ist durch ein System von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen aber gar nicht mehr möglich. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man nach Hause kommt, die Mutter steht vor dem Herd, kocht das Essen und man weiß, dass man mit ihr über alle Probleme reden kann. Es ist aber ein Problem, wenn man in der oben ganannten Situation ist und durch die Ganztagsschule gezwungen wird, einen Großteil seines Tags in diesem Umfeld von Peinigern zu verbringen. Warum sollte man diesen Kindern noch die Freude nehmen am Mittag schon wieder Zuhause zu sitzen, um den Problemen in der Schule aus dem Weg zu gehen und die Zuneigung der eigenen Mutter zu empfangen, die man in der Schule nicht kriegt.

Ganauso kritisch wie das genannte System ist es, wenn Eltern es nicht ernst nehmen, für ihr Kind da zu sein. Wenn man nach Hause kommt, hat nur Streit mit seinen Eltern und kriegt nie gesagt, dass sie einen lieb haben, fällt die Liebe und Zuneigung komplett weg. Der Mensch braucht von Natur aus mindestens eine Quelle der Zuneigung und Liebe, um dauerhaft bestehen zu könne. Gibt es so eine Quelle in dem Leben eines Menschens nicht, fühlt er sich schnell nutzlos und weiß nichts mehr mit seinem eigenen Leben anzufangen. Schnell kommt es dann zu Hassgefühlen auf seine Mitmenschen. Man fragt sich, warum alle anderen beliebt sind und Zuneigung erhalten, nur man selbst nicht. Man will sich an den anderen Menschen für diese Ungerechtigkeit rächen und ist bereit dafür im Notfall auch sein eigenes Leben dafür zu beenden. Im Normalfall kann es noch gut ausgehen, wenn Menschen in dieser Situation nicht die Möglichkeit haben, auf ein Werkzeug zurückzugreifen, mit dem sie anderen Menschen das Leben nehmen können. Schlecht geht es aus, wenn man während einer Wutphase Zugang zu Waffen oder sonstigen Mordinstrumenten hat. Man wird dann aber nicht auf diese Waffen zurückgreifen, weil man es auch so in Videospielen gemacht hat, sondern weil es in diesem Moment die einzige Möglichkeit ist, die man sieht um sich wirklich an seinen Mitmenschen zu rächen. Waffen geben eine Macht über Leben und Tod. Man kann ein Menschenleben mit einem einzigsten Klick beenden.

Man kann also wirklich behaupten, dass das Problem nicht bei den Videospielen liegt, sondern in der Gesellschaft. Schützenvereine darf man auch nicht als Täter verurteilen. Im Normalfall sollten die Eltern, wenn sie Waffen Zuhause lagern, diese auch für ihre Kinder ungugänglich machen. Sollten Kinder aber eine Möglichkeit haben, an diese Waffen zu kommen, dann ist nicht der Schützenverein oder der Schießsport Schuld daran, sondern die Naivität der Eltern, die sagen, dass ihr Kind doch niemals eine Waffe zum Töten benutzen würde. Was hätten wir also von einem Verbot von Actionspielen, ausser einem Defizit in der Wirtschaft und dem Weltmarkt, weil viele Game Studios Deutschland verlassen würden? Nebenbei würde der Rest der Welt uns nicht mehr für ersnt nehmen.

Bei der USK darf man das Problem auch nicht suchen. Deutschland hat die schärfste Prüfungskontrolle auf der Welt und die USK macht ihre Arbeit wirklich gut. Es würde schon reichen, wenn Eltern ihren Kinder wirklich nur die Spiele kaufen, die wirklich für ihr Alter geeignet sind. Der Jugendschutz wird viel zu oft von den Verkäufern und Erziehungsberechtigten nicht ernst genommen. Ich will nicht sagen, dass es nicht genug Leute gibt, die durchaus schon mit 13 Jahren geistig so weit sind, dass sie Spiele ab 16 Jahren vertragen, es gibt aber auch Außnahmen, weswegen man bei dieser Regelung bleiben sollte. Deswegen ist es auch wichtig, dass Eltern sich mit ihren Kindern beschäftigen, um zu wissen ob ihre Kinder schon so weit sind, um Spiele über ihrem Alter zu vertragen. Sollten Eltern das Gefühl haben, dass ihr Kind diese Spiele nicht verträgt, sollten sie ihm diese auch nicht kaufen. Nebenbei finde ich es unverantwortlich, dass die Bundeswehr auf der GamesCom mit einem Stand vertreten ist, um durch die mögliche Neugier einiger Spiele einmal eine echte Waffe in der Hand zu haben, neue Mitglieder zu werben.

Bundeswehr auf der Gamescom

Am Anfang war es die Rockmusik, dann das Fernsehen und heute sind es die Videospiele. Es wird immer etwas geben, dem man die Schuld geben kann. In der heutigen Zeit sind es halt Videospiele.