Ode an den Schnee

Ach ist das herrlich wenn ich nach draussen seh. Ein kräftiges Schneegestöber. Ich bin eigentlich ein riesiger Fan der kalten weißen Kristallwasserschicht. Vielleicht bin ich sogar der beste Freund des Schnees. Ich kann auf ihm Snowboarden und Skifahren, ich kann rodeln oder mir einfach nur eine hitzige Schneeballschlacht, inklusive deftiges Schnee-Einseifen, liefern.

Von Schneeengeln und Schneemännern, die ihren orangen Penis im Gesicht tragen mal abgesehen, die erstelle und baue ich nicht so gerne, weil es einfach zu viel Arbeit erfordert und ich mich dann jedes mal mit meinen Nachbarskindern anlegen müsste, weil ich nicht in der Lage wäre eine Niederlage einzustecken, da sie immer den größten Schneemann zusammen kugeln. Aber es gibt Tage wie jene, an denen ich es einfach satt habe nach draußen zu gehen. Nein, nicht etwa weil noch mehr Schnee fällt, das wäre ja legendär. Ich kenne von hier nur den Regen. Kein Wunder, das schönste an Aachen ist natürlich das Wetter und da ist Schnee mal eine besonders gelungene Abwechslung. Mir ist es dabei auch völlig egal ob der Schnee die Busse blockiert oder die Züge aufhält, die mich von A nach B bringen sollen. Dies geschieht so oder so niemals pünktlich, wir kennen ja alle unsere Freunde von der Deutschen Bahn. Da ist es dann wohl eher Tina, meine Freundin, die ihre Nase rümpft und mir vorwirft ich würde mir nicht genug Mühe geben, dass ich es am Wochenende rechtzeitig schaffe von Aachen nach Heinsberg zu fahren. Da bleib ich dann lieber etwas kleinlaut und schiebe es – hoffnungslos, denn gegen Tina ist kein Kraut gewachsen – auf die Bahn und unserem Busnahverkehr. Ganz im Gegenteil bin ich weiterhin ein guter Freund vom alpinaweißen Farbton der sich über die Dächer, Bäume, Schienen und Straßen legt.

Die Sache mit dem Schnee wäre ja auch jedes mal ideal, könnte man meinen, sie hat aber einen gewichtigen Haken. Es gibt es ja bekannterweise auch andere Menschen außer mir, zum Beispiel Jene, die jeden gefallenen Zentimeter Schnee verfluchen und dementsprechend mit ihm umgehen. Es sind vor allem so genannte Schneehektiker, die morgens nichts auf die Reihe bekommen und geschätzte 4 Minuten (mehr benötige ICH zumindest nicht, wenn ich mein Auto freikratzen muss) mehr Schlaf benötigen. Gut okay, geben wir den geschätzten Damen der Schöpfung mal 10 Minuten, inklusive illegalem Motorvorlaufenlassen, der Fairness halber. Diese Menschen bringen mich zur Weißglut. Das sind dann alles die Leute, die es nicht mehr für nötig halten, sich bei Glatteis an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten oder zumindest etwas Rücksicht gegenüber gemäßigteren und vorsichtigeren Autofahrern zu nehmen. Meine lieben Raserfreunde aus der Kälte, ich hab euch am Wegesrand nen Baum gepflanzt, aber das ist eine andere Geschichte. Die 4 verpassten Minuten holt ihr sowieso nicht mehr ein. Ich weiß nicht, was so schwer ist, morgens einfach mal 15 Minuten früher aufzustehen, das Auto gemütlich freizukratzen und dann mit etwas Zeitpuffer zur Arbeit zu fahren. Naja, wie dem auch sei.

Das, was mich allerdings richtig auf die Palme bringt ist diese elendige Schneeschipperei. Statt den Schnee schön flauschig liegen zu lassen, so dass man bei gemäßigten Tempo einen guten Grip unter dem Fuß hat – da bin ich allerdings auch konsequent und lasse meine Chucks im Schrank und packe die alten Wanderschuhe aus – wird stattdessen bei abfallender Temperatur fleißig Schnee geräumt, alles glatt gestrichen und mit einer guten Tonne Salz garniert. Die wenigsten Menschen wissen dabei, dass auch Salz den Schnee nicht ewig verbannen kann und bei bestimmter Temperatur jenseits des Tiefkühlfachs wieder gefrieren kann und zwar verdammt fest und spiegelglatt. Ich habe es auch verdammt satt jeden Tag aufs neue meine Wohnung putzen zu müssen, nur weil die Leute meinen, dass die Schneedecke lieber durch eine äquivalent dicke Schicht aus Salzkörnern ersetzt werden soll um somit ihrem Gang etwas mehr Tempo verleiht. Gefriert der Eis-Salz-Schnodder wieder legen sich genau die selben Leute auch wieder aufs Kreuz. Habt ihr toll hinbekommen. Nein, dazu bin ich nicht gemacht. Aber auch auf den Straßen fährt es sich mit guten Winterreifen und gemäßigten Tempo wesentlich stressfreier als bei der Matsche, die sich auf der Straße bildet. Die Gefahr von Aqua- oder besser Schneematchplanig ist doch so viel größer, weil zu viele Spätaufsteher nur noch daran denken, dass wieder Salz gestreut wurde und so auf der Autobahn wieder Bleifuß geben, da sie meinen auf der sicheren Seite zu stehen. Prost Mahlzeit. Negativer Nebeneffekt: Der weggewischte Schneematsch hinterlässt auf der Fensterscheibe wunderschöne undurchsichtige Salzspuren und ich muss jedes mal meine Scheibenwischeranlage mit der vom Staat befohlenen Chemiekeule neu auffüllen. Der Rost an meinem Auspuff und an meinen Türen wird es mir danken. Kein Wunder, dass es der Natur schon einmal besser ging als heute, bei den Mengen an Chemikalien und Salzen die in die Wildnis abgetragen werden. Da stapfe ich doch lieber weiter durch den Tiefschnee und versuche alles an der Kälte positiv zu sehen. Gelingt mir ja eigentlich auch, wenn ich die Salzjunkies und etwaige unterkühlte Zehen mal außen vor lasse. Wie sagt Mr. Plow alias Mr. Schneepflug noch gleich? „My son is not a communist! He might be a liar, a pig, an idiot, and a communist – but he is not a porno star.“ Also sehen wir es mit Humor. Ach ja, heute kam ein Brief vom Vermieter, wir sind als Hausgemeinschaft verpflichtet worden den Weg vor der Haustüre täglich um 7 Uhr und um 17 Uhr zu räumen, da der Vermieter nicht in Aachen residiert. Ratet mal wer heute nach Plan an der Reihe ist.