Mass Effect Review

Was haben wir nicht drauf gewartet? Was haben die PCler nicht leiden müssen, um an dieses Spiel zu gelangen? Doch ich fange von vorne an. Am 21.11.2007 wurde Mass Effect für die Xbox 360 veröffentlicht und war vom Spiel Gefühl her so prickelnd aber technisch nicht so atemberaubend. Es wurde viel versprochen und vieles wurde eingehalten, doch gab es einige Mängel an der XBox Version. Solche Mängel das die PC-Nutzer sorgen hatten, ob sie ein Spiel bekommen würde, welches die gleichen Mängel besitzen würde.

Doch steht BioWare für seinen Namen und hatte ganze 7 Monate später, also am 05.06.2008, das Spiel für den Computer herausgebracht. Besser, Ordentlicher und mit der gleichen atemberaubenden Atmosphäre wie auf der Xbox.
Klar wer BioWare liest denkt sofort an ‚Baldur’s Gate‘, ‚Neverwinter Nights‘, ‚Knights of the Old Republic‘ – ich könnte hier noch mehr schreiben, aber ihr wisst was ich meine. ‚Mass Effect‘ reiht sich mittlerweile dazu, gerade weil Mass Effect 2 einen wunderbaren Start hingelegt hat und Mass Effect 3 bereits angekündigt ist. Doch wusste man dies damals noch nicht.

Die Story:

Ihr spielt Commander Shephard, welcher mit seiner kleinen Crew unterwegs durchs Weltall ist. Ein Notruf von der Kolonie Eden Prime ist der Anfang vom Ende, ein stiller Krieg entfacht. Doch langsam, was ist passiert? Ihr latscht voller Tatendrang und dem Bedürfnis den Leuten auf Eden Prime zu helfen in eine Falle und müsst ansehen, wie einer eurer Crew Mitglieder stirbt. Die Kolonie selbst wurde dem Erdboden gleichgemacht von den eigentlich zurückhaltenden Geth, eine Mysteriöse Alienrasse, dessen Ursprung sich nicht ganz erschließt. Doch dem ist nicht genug, relativ schnell stellt sich heraus das Saren, ein angesehenes Mitglied des Geheimdienstes der Zitadelle (Spectre), ein Verräter ist. Das Ziel seiner Aktion war offenbar ein Sender, einer ausgestorbenen Rasse, den Reaper, der sich auf Eden Prime befunden hat.

Doch, was steckt eigentlich dahinter? Was haben Saren und die Geth vor? Wie wird der Rat der Zitadelle reagieren? Und wer oder was sind eigentlich die Reaper?

Eine Anhörung beim Rat soll uns Gehör verschaffen und die Missetaten ihres heiß geliebten Spectre Saren aufdecken. Doch der Rat stellt sich Quer und es stellt sich heraus das die Menschen beim Rat als „minderwertig“ angesehen werden. Auch wenn die Menschheit sich zunehmend in den Kolonien ausbreitet, spielt unsere Rasse in der Politik keine Rolle und ist auch nicht im galaktischen Rat vertreten. So entschließen wir uns, auf eigene Faust um das Problem zu kümmern.

Charakter-Erstellung:

BioWare bietet einen kleinen Auswahl an Optionen, die es uns ermöglichen einen eigenen Commander Shephard zu erstellen, wahlweise können wir aber auch den von BioWare vor gefertigten Shephard spielen. Sollten man sich dazu entschließen einen eigenen Shephard zu wählen, so kann man frei entscheiden ob Männlein oder Weiblein möchte. Zwar kann man keine Entscheidungen hinsichtlich Größe oder Gestalt des Charakters treffen, dafür werden euch unzählige Möglichkeiten zur Veränderung des Gesichts geboten. Des Weiteren kann man sich für eine von sechs Klassen entscheiden und einen Background für euren Charakter wählen.

Kampf, Biotik oder Technik?

Die eben angesprochenen sechs Klassen lassen sich in drei Ausrichtungen einordnen. Kampf ist wohl die Populärste davon und braucht nicht viel Erklärung, es geht in der Ausrichtung Kampf im Grunde um den puren Waffeneinsatz. Wohingegen Biotik dem Spieler erlaubt die Gesetze der Physik zu manipulieren und auf den Kopf zu stellen. So lassen sich Gegner spielend leicht durch die Luft wirbeln. Technik beschäftigt sich dafür dann mit Dechiffrierung und der Schwächung der gegnerischen Ausrüstung oder der Heilung.

Somit lassen sich die sechs Klassen dahin gehend variieren und es entstehen einige Hypridklassen. Wie ihr euren Charakter entwickelt, bleibt ganz euch überlassen. Jede Klasse hat bestimmte Fähigkeiten, dafür stehen andere nicht zur Verfügung. Es gibt aber eine Möglichkeit bestimmte Fähigkeiten trotzdem zu erlangen, indem man bestimmte Crew-Mitglieder in sein Team steckt und sie ihre Fähigkeiten nutzen lässt. So hat man eine indirekte Fähigkeit die man nutzen kann als wäre es seine eigene. Wobei hier gesagt sein sollte, dass das Team aus maximal drei Leuten bestehen kann. Also könnt ihr zwei Leute bei euch führen.

Rollenspiel-Feeling:

Auch wenn BioWare auf ein ausgeklügeltes Charaktersystem verzichtet und somit keine physischen Attribute liefert haben, bieten sie ein System an, welches für Rollenspiel Anfänger sehr leicht zu verstehen ist. Quests und Gegner bringen eine kleine Anzahl von Erfahrungspunkte, die euch im Level aufsteigen lassen, damit erlangt ihr Punkte die ihr auf eure Fähigkeiten anwenden könnt. Wenn ihr bestimmte Fähigkeiten ausgebaut habt, schalten sich neue frei. Dies ist so einfach, wie es klingt und das Schöne ist, eure Crew-Mitglieder steigen auch auf.

Mass Effect Galaxie:

Was Mass Effect alles bietet, kann man schon gar nicht in einen Artikel fassen, denn das Mass Effect Universum hat eine unbeschreibliche Größe. Dabei ist Mass Effect eine wunderbare Mischung aus klassischem Rollenspiel und Third-Person-Shooter und jede Spielart, seis „Ich will die Hauptqest spielen“ oder „ich will alles erkunden, erforschen, sammeln und jagen“, kommt auf seine Kosten. Leider hapert es hier ein wenig am Balacing, dazu später mehr.

Wie gesagt, das Mass Effect Universum ist riesig und grandios gestaltet. Wenn man anfänglich auf der Zitadel rum tobt findet man verschiedene Sektionen, viele Bars, Geschäfte und ein reges Leben. Dabei unterscheiden sich die unterschiedlichen Bereiche massiv, mal hat man grün Flächen und schöne bewässerte Stelle, mal hat man dunkle und geheimnisvollen Bars. Dabei zieht sich diese umfangreiche und komplexe Umgebung durch die komplette Hauptquest, doch leider nicht durch die Nebenquest, die meist karg und eintönig erscheinen. Doch das Ganze hat immer noch einen bestimmten Flair, der mich in seinen Bann gezogen hat. Das reisen in Mass Effect ist sehr simpel gestaltet. Die Normandy ist eure Homebase und dort findet ihr eine Galaxy-Karte über die ihr die verschiedenen Sektoren und Planeten anfliegen könnt. Dabei ist zu beachten, dass es sich um das Sonnensystem handelt, wie wir es kennen und ein Galaxybild erschaffen wird, wie es eventuell aussehen könnte. Die Story selbst mitsamt ihrer Quests ist ein kleines Meisterwerk, spannend erzählt und mit einigen überraschenden Wendungen. Auch die Nebenquests können sich sehen lassen und bieten mitunter kleinere Story Verläufe mit mehreren Abschnitten, aber auch simple Aufgaben.
Doch bei den nebenquest gibt es das ein oder andere Problem, wie bereits angesprochen sind die Landschaften sehr karg und monoton und auch die Quests an sich sind sehr einfach zu lösen, schade, muss man hier sagen.

Die Dialoge und ihre Qual:

Bitte bei dieser Überschrift nichts Falsches denken. Die Interaktion wird in Mass Effect sehr groß geschrieben. Deshalb sind gerade Fähigkeiten wie „Einschmeicheln“ und „Einschüchtern“ enorm wichtig um Dialoge zu formen. Ja richtig gehört, Dialoge formen. je nach Fähigkeit und dessen Stufe habt ihr die Qual der Wahl, wie ihr eurem gegenüber entgegentretet und mit ihm redet. Seid ihr böse und grantig und bedroht eure Mitmenschen lieber? Oder seid ihr einfühlsam und zart um euren Willen durchzusetzen? Das Dialogsystem ist dabei sehr dynamisch und so könnt ihr bereits auswählen, was ihr sagt, noch während euer gegenüber spricht. Das liefert einen sehr flüssigen und harmonischen Ablauf der Dialoge und macht Spaß zum Zuhören. Dabei ist es sehr erfreulich zu sehen das die Gesichts Animationen sehr flüssig sind und der Ausdruck sehr gut zum Vorschein kommt.

Doch hat euer Verhalten in den Dialogen nicht nur mit moralischen und ethischen Fragen zu kämpfen, euer Verhalten schlägt sich auch in eurem Charakter wieder, so bekommt ihr für moralisch korrekte Dialoge sogenannte „Vorbildlich“ Punkte und für bösartige Dialoge sogenannte „abtrünnig“ Punkte, diese verändern auf lange sich euer Gesamtverhalten in Dialogen. Deswegen die Überschrift.
Eure Entscheidungskraft hat manchmal sehr massive Auswirkung. Doch hier sollt ihr euch selbst überraschen lassen, ich verrate nichts.

Die Items:

Was wäre ein Rollenspiel für ein Rollenspiel, wenn es keine Items hätte? Kein Rollenspiel, richtig!

Denn gerade die Items spielen in den drei Schwierigkeitsgraden eine wichtige Rolle, denn im höchsten Schwierigkeitsgrad sind die Gegner viel zäher und teilen mehr Schaden aus. Wohingegen im einfachsten dann doch alles wie von selbst geht.
Hier gibt es aber ein klares Balancing Problem, denn wer Jäger und Sammler ist der wird auch alle Nebenquests machen und wird somit schneller im Level aufsteigen und im späteren Verlauf ein Inventar der Superlative haben. Es lassen sich nahezu überall Behälter, Spinde oder Kisten finden, in denen ihr Waffen, Rüstungen und Modifikationen findet. Meist sind diese Kisten verschlossen und müssen per Minispiel geöffnet werden. Alternativ könnt ihr auch das Universalgel verwenden. Universalgel erhaltet ihr als Beute von Gegnern, aus Behältern oder durch das Zerlegen von Gegenständen in eurem Inventar. Und hier geht ganz klar hervor, desto mehr, desto besser. Das Inventar selbst ist recht gut zu handhaben, was die Ausrüstung der Charaktere mit Waffen und Rüstungen angeht. Lediglich das Upgrade-System ist etwas fummelig und mit der Zeit geht die Übersicht im Inventar verloren, da ihr mitunter, wenn ihr nicht regelmäßig ausmistet, zerlegt oder beim Händler verkauft, bis zu 150 Objekte mit euch herumschleppen werdet.

Eure Mannschaft und natürlich ihr selber habt bestimmte Slots für bestimmte Modifikationen und Ausrüstungsgegenstände. Hier gilt, sorgfältig nachschauen, wer was braucht und das Beste suchen.
Die Charaktere verfügen je nach Klasse über Slots für Rüstung, Biomods, Sturmgewehr, Pistole, Präzisionsgewehr, Granatwerfer und Schrotflinte. Hinzu kommen jeweils noch ein bis drei Slots für Modifikationen, die euch unterschiedlichste Effekte, Vorteile und Nachteile bieten, wie zum Beispiel erhöhter Schaden, dafür schnellere Überhitzung oder zusätzlicher Giftschaden, erhöhter Schaden gegen organische oder synthetische Wesen und so weiter und so fort. Dem Sammlertrieb werden also keine Grenzen gesetzt. Vll ein bisschen too much, aber dennoch sehr gelungen.

Die liebe steckt auch im Detail:

Zum damaligen Zeitpunkt war Mass Effect technisch sehr ausgereift und bot ein hohes Niveau, leider kam es gegen Ende des Spiels zu Framerate Einbrüchen und unschönen Texturfehlern. Aber man kann ja nicht alles haben. Der Spielverlauf und die Story werden dadurch nicht gedrückt. Zwischen den sehr detaillierten Bereichen in Mass Effect finden sich aber leider auch kleinere schwächen, wie Texturarme innen Räume von Stationen und Gebäuden, neben der Hauptqeust. Augenmerk liegt hier wohl ganz klar in der Hauptquest mit all seinen Charakteren. Denn hier steckt wirklich sehr viel Liebe und Glaubwürdigkeit drin. Sowohl die Modelle als auch Animationen und Texturen an den Charakteren sehen klasse aus und die Gesichter wirken dank hohem Detailgrad und sehr gelungener Gesichtsanimationen beinah schon lebensecht aus. Hier sieht man BioWares meister Leistung, aus dem Jahre 2008. Auch die Soundkulisse kann überzeugen und fügt sich harmonisch ins Spiel ein. Definitiv muss man BioWare anrechnen, dass sie gute Sprecher für die Dialoge gefunden haben und fast eine 100% Lippensynchonität hergestellt haben. Auch Kampf und Hintergrundgeräusche sind glaubwürdig und passend.

 

Fazit:

Mass Effect ist ein grandioses Rollenspiel, welches beim ersten Spielen einen grandiosen AHA-Effekt liefert und in mir einen „Nochmal“-Spielen hervorgerufen hat. Mittlerweile habe ich es 3-mal komplett gespielt mit allen Nebenquests. Gerade hier ist es interessant den Grundstein für Mass Effect 2 zu legen, denn wichtige Punkte in Mass Effect ausschlaggebend für Mass Effect 2 sind. Neben kleinen Fehlern hat BioWare, meiner Meinung nach, ein grandioses Spiel produziert und die Reihe mit Mass Effect 2 wunderbar fortgesetzt. Dazu aber mehr in einem anderen Review.