Kein Interesse an Game Accessibility?

Seit geraumer Zeit unterstützen wir vom Pirate Gaming e.V. Sandra Uhling bei ihrem höchst anspruchsvollen Projekt des Game Accessibility. Menschen mit Behinderungen sollten auch das Recht und die Möglichkeit besitzen, Games möglichst barrierearm zu spielen. Im Rahmen des Gamescom Congress fand auch das Game Accessibility Showcase statt.

thumb_ga_1An verschiedenen Stationen wurden unterschiedliche Möglichkeiten barrierearmer Spiele präsentiert. Für blinde und äußerst sehschwache Spieler wurden Audiogames präsentiert. So können die Spieler anhand einer vorgespielten Geräuschkulisse erkennen, was im Spiel selbst geschieht. Unterschiedliche und verschiedene Soundeffekte, wie Schritte auf Sand, raschelnde Blätter oder ein brüllender Tiger sorgen für Gänsehautatmosphäre. Dass diese Games für sehbehinderte Menschen gedacht sind, merkt man als gesunder Mensch spätestens dann, wenn man es auch nach mehreren Anläufen nicht schafft, über eine Schlucht hinwegzuspringen. Das Gehör ist dann einfach nicht sensibilisiert genug. Gleichzeitig wurde als Prototyp auch ein vibrierender Nierengurt präsentiert, der mithilfe des Wii Balance Boards eine Richtung vorgeben kann, in der man sich hinbewegen muss. So können Wege durch ein Labyrinth oder eine Verfolgung von Zielscheiben dargestellt werden. Der Spieler selbst merkt an einer bestimmten Stelle des Gurtes eine Vibration, an der er sich orientiert.

thumb_ga_1Für motorisch eingeschränkte Spieler wurde ein 1-Tasten-Golfspiel präsentiert, bei dem man den genauen Zeitpunkt und den genauen Richtungsvektor abpassen musste. Auch ein großes 5-Tastensystem mit unterschiedlichen Symbolen kann Spielern bei der Navigation durch ein Spiel dabei sehr hilfreich sein. Die von der Technik her brillanteste Technik war die Augensteuerung mithilfe einer sensiblen Kamera. Punktgenaue Ausrichtungen des Mauszeigers waren dadurch möglich, ohne auch nur ansatzweise den Kopf bewegen zu müssen. Vor der Benutzung muss die Software natürlich mit Augenbewegungen kalibriert werden, was aber keine Schwierigkeit darstellte. Für Spieler mit einer Hörbehinderung wurde das Source-Spiel Portal vorgeführt, welches nicht nur Gespräche, sondern auch Geräusche über das Untertitelsystem darstellen kann. Dies ist ein großer Vorteil von Source gegenüber anderen Engines, die das Untertitelsystem erst noch einprogrammiert bekommen müssen. Von Nintendo präsentierte man ein Spiel aus Wii Play, in dem man Luftballons in einer bestimmten Farbe zerplatzen lassen musste. Diese wurden, für Personen mit Farbenblindheit, in gut organisierten Farben, Rot und Blau, dargestellt. Auch die Zielkreuze ließen sich durch Farbe und Form voneinander unterscheiden. Zuletzt wurden noch eine Station mit dem Xbox-Kinect Spiel „Kinect Adventures“ aufgebaut, an dem sich die Besucher in einen Game Designen hineinversetzen mussten, um mögliche Barrieren und daraus resultierende Lösungen zu finden.

thumb_ga_1Leider, so mussten wir feststellen, wurde das Showcase sehr schlecht besucht, wenngleich die wenigen Besucher äußerst wissbegierig und fragend auftraten. Wir fragen uns, ob das Thema den Menschen und Publishern vielleicht nicht wichtig genug ist. Selbst RTL war mit einem Kamerateam anwesend und abends darauf war, trotz Ankündigung, davon im TV nichts zu sehen. Stattdessen sah man nur gestylte und sexy dreinschauende Hostessen diverser Gamingstände. Auf Rückfrage mit Sandra Uhling erfuhren wir jedoch, dass es schon ein großer Gewinn war, überhaupt einen Raum zur Präsentation gestellt zu bekommen. Aruba Events machte die ganze Aktion überhaupt erst möglich, und dafür sei man unendlich dankbar. Gleichzeitig hatte man auch nur eine extrem knappe Frist von 4 Wochen, um den Stand und die Infomaterialien bis aufs letzte Detail zu planen und mögliche Helfer zu organisieren.

Wir von Pirate Gaming hoffen, dass Game Accessibility in Zukunft auf bessere Resonanz stoßen wird und dadurch ihre gute Präsentation einem größten Publikum die Augen öffnen kann. Vielleicht sind dann auch große Publisher darunter, die sich dem Thema widmen werden.